Untertitel-Leaks bei „Vorstadtweiber“ im ORF

Am Montag, den 9. Februar 2015 lief um 20:15 Uhr im ORF 1 die sechste Folge der Serie „Vorstadtweiber“.

Gleich nach Ende der Sendung wurde im Facebook bekannt, dass eine Szene rausgeschnitten wurde. Zumindest vier Schnappschüsse von der strittigen Szene wurden erstellt. Zu lesen sind darauf Untertitel (abrufbar via Teletexttafel 777), die so nicht gesprochen wurden. Zwar hatte man es in der Endproduktion gekürzt, die Untertitel von der Rohfassung wurden dennoch beibehalten.

Auf gehörlose und schwerhörige ZuseherInnen hat es eine negative Wirkung auf deren Fernsehgenuss: die ganze Untertitelung verzögerte sich ab der geschnittenen Szene um einige Minuten stark nach hinten bis zum Schluss der Sendung, da die Untertitelspur nicht mehr mit der Tonspur übereinstimmte.

Der ORF teilte auf Anfrage dazu mit: „Im üblichen Prozess der Endfertigung der Sendefassung werden nicht handlungs- und genrerelevante Dialog- und Bildstellen von Filmen und Serienfolgen, geändert, gekürzt oder erweitert. So auch hier. Zum konkreten Fall: Die konkrete redaktionelle Entscheidung wurde getroffen, um die Serie von innerösterreichischen Anspielungen frei zu halten und keine Namen real existerender Personen zu verwenden, die darüber hinaus für das Publikum des Koproduktionspartners ARD nicht verständlich sind. Aufgrund des engen Zeitkorsetts der Fertigstellung (die Folge wurde erst letzte Woche geliefert) verblieb die bereits anhand der Rohschnittfassung hergestellte Untertitelung erhalten.“ 

Die Untertitel-Redaktion des ORF erfuhr von diesem Problem erst von gehörlosen ZuseherInnen. Es komme leider vor, dass es mehrere Versionen eines Bandes gebe und ganz kurzfristige Änderungen anfielen. Zum Beispiel werden aus Spielfilmen im Hauptabendprogramm lauter nicht jugendfreie Szenen heraus geschnipselt, das können auch zehn Stücke sein. Wenn in der betreffenden Abteilung in der ORF-Zentrale jemand mitdenkt, wird die Untertitel-Redaktion davon informiert. Wenn das aber nicht passiert, dann „stehen alle im ORF dumm da“.

Meine persönliche Anmerkung

Die Teletext-Untertitel Technologie stammt aus Anfang der 80er-Jahren und ist angesichts der rasanten technologischen Entwicklung in der Fernsehbranche bereits zunehmend ins Hintertreffen geraten. Digitales Fernsehen (HD) findet zunehmend Verbreitung und immer mehr neue Digital-Receiver werden ständig weiter entwickelt, während der für Untertitelanzeige verantwortliche Teletext-Decoder auf dem alten Stand bleibt usw. Immer mehr gehörlose und schwerhörige FernsehkonsumentInnen melden Probleme wie zeitversetzte Untertitel.

Als Alternative könnte sich die digitale DVB-Untertitelung anbieten, welche von ARD, ZDF, 3Sat, ARTE HD, NDR HD, WDR, SRF 1, SRF 2 u.v.a. seit Jahren erfolgreich eingesetzt wird.

Bei einer regelmässig stattfindenden Besprechung innerhalb der ORF Untertitel-Arbeitsgruppe (an der gehörlose und schwerhörige Personen teilnehmen) wurde im Herbst 2013 der ORF angefragt, ob und wann an der Einführung von digitalen DVB-Untertiteln gedacht wird. Der ORF ist nach wie vor der einzige öffentlich-rechtliche Fernsehsender im deutschsprachigen Raum, der noch keine digitale DVB-Untertitel in sein Portfolio aufgenommen hat.

Der ORF ist gut beraten, diesen Vorfall nicht klein zu reden und mehr Mut für Innovation des Untertitelungs-Service aufzubringen. Dieses Problem ist meiner Meinung nach hausgemacht. Ich habe den Eindruck, dass eine abteilungsübergreifende Lösung erforderlich sein wird, wo menschliche Fehler auf ein Minimum reduziert werden können.

Medienspiegel:

Untertitel: „Der Kärntner da. – Da kommen einige in Frage.“
Untertitel: „Der Strache? – Nein, den mein ich gar nicht.“
Untertitel: „Oder bei uns der Strache. Die sind doch alle schwul und stehen dazu.“
Untertitel: „In Deutschland der Westerwelle oder dieser Berliner Bürgermeister.“

 

Eine Antwort zu „Untertitel-Leaks bei „Vorstadtweiber“ im ORF”.

  1. Die zeitversetzten Untertitel haben nichts mit der Technologie zu tun!

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